Der Darm und die Psyche

Mann sitzt zusammengekauert in einem hellen Raum neben dem Fenster.

von Unsplash

Der Darm und die Psyche. Wie hängt das zusammen?

 

Der Darm und das Gehirn stehen in enger Verbindung. Diese Verbindung wird Darm-Hirn-Achse genannt und darüber kommuniziert unser Gehirn mit dem Darm. Es werden Hormone und Botenstoffe freigesetzt, die als Kommunikator dienen. Ein wichtiger Botenstoff, der uns glücklich macht und schmerzen lindert ist das Serotonin.

Ein Großteil unseres Glückshormons Serotonin wird im Darm gebildet. Manche behaupten sogar über 80 Prozent.

 

Was braucht es überhaupt um Serotonin bilden zu können?

 

Der Ausgangsstoff zur Bildung des Serotonins ist die essentielle Aminosäure L-Tryptophan. So, jetzt könnte man auf die logische Schlussfolgerung kommen bei depressiven Verstimmungen Tryptophan-haltige Lebensmittel zu essen oder gar ein Nahrungsergänzungsmittel.

 

Nur leider wird aus Tryptophan durch blöde Umstände nicht immer Serotonin gebildet. Schauen wir uns dazu mal den Tryptophanmetabolismus genauer an:

Darstellung eines Schemas zu Silent Inflammation und Tryptophan-Stoffwechsel

Quelle: Biovis

Das schaut ganz schön kompliziert aus. Ich versuch es mal einfach zu erklären.

 

Wie wir hier auf der Grafik sehen wird Tryptophan für 3 Bereiche verwendet; für die Proteinsynthese, für die Bildung von Serotonin und Melatonin und für die Bildung des Coenzym NAD. Der Körper nutzt also die essentielle Aminosäure Tryptophan für ganz unterschiedliche Zwecke. Den überwiegenden Teil des Tryptophans aus der Nahrung baut er in der Leber ab, um daraus das Coenzym NAD+ zu produzieren, das für viele energieverbrauchende Prozesse essentiell ist. Nur etwa ein Prozent des Tryptophans geht in die Proteinbiosynthese.

Fast alle Gewebe und Makrophagen (Immunzellen) besitzen noch ein weiteres Tryptophan-abbauendes Enzym: die Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO). Sie setzt Tryptophan zu Kynurenin um und ist für etwa fünf Prozent des Tryptophanabbaus verantwortlich.

 

Eine stille Entzündung kann die Menge der IDO um das 20- bis 4000-Fache steigern und damit ihre Aktivität stark erhöhen. Eine hohe IDO-Aktivität verschiebt den Tryptophan-Stoffwechsel in Richtung Kynurenin und der Tryptophan-Spiegel im Körper sinkt.

 

Ist die Tryptophan-Konzentration im Blut erniedrigt, kommt es zu einem Serotonin-Mangel, da mit dem Tryptophan der Ausgangsstoff für die Synthese fehlt. Das kann im Darm zu einer gestörten Motilität und Schmerzen führen. Im Gehirn kann es depressive Verstimmungen fördern oder verfestigen.

 

Aus weiteren drei Prozent stellt der Körper das Glückshormon Serotonin her – zum Teil im Darm und zum Teil im Gehirn. Im Gehirn hat Serotonin die bekannte schmerzhemmende, entspannende und stimmungsaufhellende Wirkung; gleichzeitig ist es Ausgangsstoff für das schlaffördernde Melatonin. Aber auch im Darm ist Serotonin wichtig: Es beeinflusst die Motilität, die Schleimsekretion und das Schmerzempfinden.

 

Im weiteren Stoffwechsel des Kynurenins entstehen Kynureninsäure und Quinolinsäure.

 

Kynurenin kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Im ZNS wird Kynurenin zu Kynureninsäure und Quinolinsäure umgebaut. Während die Kynureninsäure neuroprotektiv wirkt, ist die Quinolinsäure stark neurotoxisch und depressionsfördernd.

 

Zusammengefasst: Kommt es zu einer Entzündung im Körper zum Beispiel einer Entzündung in der Darmschleimhaut, die auch ja nicht so selten ist, dann kommt es zu einer erhöhten IDO-Aktivität und das begünstigt depressive Verstimmungen über den Mangel des Glückshormons Serotonin und über das depressionsfördernde Stoffwechselprodukt Quinolensäure.

 

Bei Depressionen sollte man unbedingt einen Blick auf den Darm und auf Entzündungsprozesse haben.